Methoden
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Systemische Beratung - Psychotherapie
Gestörte
Beziehungen machen krank
Der Sohn schläft
im Bett des Vaters. Die Mutter beantwortet die Fragen, die im Gespräch
an die Tochter gerichtet sind. Der Vater zieht die Tochter ins Vertrauen.
Die Großeltern mischen sich in die Erziehung ein. Die Mutter will
nicht Mutter sondern Freundin für die Kinder sein. Der Vater hat
sich selbst noch nicht von seiner Mutter gelöst. Die Tochter übernimmt
Verantwortung für das Wohlergehen der Mutter. Der musisch begabte
Sohn soll Jus studieren, weil sein Vater immer selbst Jurist werden wollte.
Die Großmutter will die bessere Mutter für ihr Enkelkind sein.
Der Junior-Chef stellt
sich über den Senior-Chef. Die neue Vorsitzende wertet ihre Vorgängerin
ab. Der Abteilungsleiter verhält sich gegenüber seiner Abteilung
unsolidarisch. Der Chef möchte für seine MitarbeiterInnen ein
Kumpel sein. Die neu Angestellte reiht sich vor die dienstälteren
KollegInnen. Der Trainer spielt einzelne Teammitglieder gegeneinander
aus.
Die altgediente Sekretärin die dem neuen jungen Chef wichtige Informationen
vorenthält. Zwei Ärztinnen mobben einen Kollegen aus "ihrer"
Abteilung hinaus.
Systemische Psychotherapie:
der Blick auf das Gesamtsystem
Im Rahmen der systemtherapeutischen
Verfahren gibt es verschiedene theoretische Ansätze. Gemeinsam
ist allen der Blick auf das System, in erster Linie auf das Familiensystem
- Systemische Familientherapie - aber auch auf jedes andere, wie
z.B. das System einer Organisation, eines Vereins, eines Unternehmens,
einer Gemeinschaft, jeder Art von Gruppe.
Das einzelne (Familien-) Mitglied wird nicht isoliert betrachtet sonder
als Teil des Ganzen mit seinen spezifischen Strukturen, Besonderheiten,
Kommunikationsmustern, Verhaltensweisen, Spielregeln und seinem moralischen
Gefüge. Dem entsprechend wird auch eine Krankheit, ein Symptom, eine
Störung im Gesamtzusammenhang des Systems gesehen, zu dem auch vergangene
Generationen einer Familie / eines Unternehmens gehören.
Die Botschaft
der Krankheit / Störung
Ein zentrales Anliegen
in der Therapie bzw. Beratung ist dabei oftmals die Botschaft, die Be-Deutung, den (verborgenen)
Sinn einer Störung / Krankheit zu erkennen und gegebenenfalls auch
würdigen zu können. Manche Krankheiten wirken System-stabilisierend.
In gestörten Familiensystemen ist es meist ein Kind, das wie ein
Seismograf auf diese Störung reagiert - z.B. mit Verhaltensauffälligkeiten
wie Bettnässen oder Krankheitssymptomen wie Migräne - und so
zum Symptomträger des gesamten Systems wird. Gleichzeitig wirkt es
systemerhaltend indem es z.B. eine drohende Trennung der Eltern ob der
gemeinsamen Sorge um das Kind abwendet.
In Organisationen, Teams trifft es - vergleichbar mit Familiensystemen
- das schwächste Gruppenmitglied.
Störungen,
Krisen haben insgesamt eine positive Aufgabe als Wegweiser
für anstehende Neuorientierung: die festgefahrenen Muster eines Systems
tragen nicht mehr und es gilt Neues zu entwickeln.
Systemische
Aufstellungsarbeit: vom Ist-Zustand zum Lösungsbild
Familienstellen
- Systemische Strukturaufstellungen
"Bitte sei meine
Mama,.... bitte sei mein Papa...." Ich leite eine Seminargruppe Systemische
Orientierung und ein Teilnehmer ist dabei, die Repräsentanten
und Repräsentantinnen für die Aufstellung seiner Herkunftsfamilie
auszuwählen.
Systemische Aufstellungsarbeit
ist ein Verfahren der systemischen Therapie, bei dem Systeme durch räumliche
Anordnung von Personen und Symbolen (auf-)gestellt werden.
Unser Eingebundensein und gegenseitige Bezogenheit innerhalb von Systemen,
wie Familien, Organisationen, Berufsgruppen... wird dabei wahrnehmbar
(sicht-, hör- und spürbar) gemacht.
Sie geht im wesentlichen
auf Virginia Satir (Familienrekonstruktion) und Bert Hellinger (Familienaufstellungen)
zurück und wurde ursprünglich nur in der Familientherapie angewandt.
Systemische Aufstellungsarbeit
ist ein prozesshaftes Vorgehen und ist prinzipiell ressourcen- und lösungsorientiert.
Nach dem Grundsatz Anerkennen was ist (Bert Hellinger) wird
als erstes der Ist-Zustand gestellt um die Beziehungsstruktur und
Beziehungsdynamik (Ungeordnetheiten, Verstrickungen, Krankheiten, Konflikte,
Probleme, Erstarrungen u.s.f.) deutlich zu machen. Dann geht es schrittweise
in Richtung Lösungsbild mit einem Angebot an Neuorientierung.
Familienstellen
- oder: "Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit gehabt
zu haben" (Milton H. Erickson)
Gestörte Beziehungen
machen krank: gestörte Beziehungen zwischen den Lebenden und
gestörte Beziehungen zwischen den Lebenden und den Toten.
Unsere Vorfahren beeinflussen
uns als innere Stimmen in unserem Verhalten und Handeln meistens mehr,
als uns bewusst ist. Oft werden über Generationen hinweg immer wieder
kehrende Botschaften und Überzeugungen (z.B. Das Leben ist mühsam
und schwer), Krankheiten (z.B. Depression) und Aufträge als Familienskript
weitergegeben, dem wir aus innerer Loyalität zu unserem Herkunftssystem
folgen.
Beim Familienstellen
(siehe dazu auch den Text der Seminarausschreibung Systemische Orientierung)
wird mit Hilfe der Seminarteilnehmer und Teilnehmerinnen als Repräsentanten
für Vater, Großväter, Bruder... und Repräsentantinnen
für Mutter, Großmütter, Schwester... die Herkunftsfamilie
gestellt. Ebenso kann auch die Gegenwartsfamilie gestellt werden.
Die Rückmeldungen der RepräsentantInnen, die sich vor allem
auf ihre Körperempfindungen beziehen enthalten wichtige Informationen
zur Familiendynamik und erweisen sich als zuverlässige "wissende
Felder".
Auch nach vielen Jahren
praktischer Erfahrung mit unzähligen Aufstellungen bin ich immer
wieder neu beeindruckt in welchem Ausmaß wir fähig sind, Personen
und Systeme zu repräsentieren und dabei oft intensive Gefühle
erleben.
Ziel des Familienstellens
ist es, mit heilenden Lösungsbildern
-
die gestörten
Beziehungen zu ordnen,
-
Ausgeschlossene
ins System aufzunehmen,
-
übernommene
Lasten an den Platz zurückzugeben wo sie hingehören,
-
Krankmachendes
aufzulösen und
-
Kraft aus den
eigenen Wurzeln zu schöpfen.
Systemische Strukturaufstellungen
- oder: es gibt nichts, was ich nicht aufstellen kann
Die Aufstellungsarbeit
wurde und wird von verschiedenen Schulen ständig weiterentwickelt
und erforscht. U.a. haben Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer
die Grundprinzipien des Familiensystems auf andere Systeme übertragen
und die Systemischen Strukturaufstellungen entwickelt. Diese gewinnen
weit über den therapeutischen Kontext hinaus zunehmend in
Organisationen und Unternehmen, in der Organisationsentwicklung und Beratung
(Coaching, Supervision) an Bedeutung.
Einige Beispiele für
Strukturaufstellungen:
Organisations-Strukturaufstellungen
helfen bei gestörten Arbeitsbeziehungen.
Damit z.B. ein Team optimal arbeiten kann, braucht jedes Mitglied entsprechend
seiner Kompetenz, seines Engagements und seiner zeitlichen Zugehörigkeit
den richtigen Platz innerhalb des Beziehungsgefüges, vergleichbar
mit einem gut aufgestellten Fußballteam.
Problemaufstellungen
klären, warum und wozu wir ein Ziel noch nicht erreicht haben.
Hindernisse werden in ihrer Schutzfunktion gewürdigt und (verschüttete)
Ressourcen können ihre Kraft entfalten.
Organismusaufstellungen
helfen uns, gebundene Energien zum Fließen zu bringen und Blockaden
zu lösen.
Aufstellungen "innerer" Systeme, z.B. wie wir mit einem Problem,
einer Krankheit umgehen, ermöglichen uns all unsere - auch ungeliebten
- Persönlichkeitsanteile in Beziehung zu setzen, anzuerkennen und
energetisch zu nutzen.
Tetralemmaaufstellungen
bieten kreative Möglichkeiten, um Schritte aus einem Dilemma zu finden.
Aufstellungen des
ausgeblendeten Themas befassen sich gleichermaßen mit dem offiziellen
Thema (dem ausgesprochenen Anliegen das bearbeitet werden soll) und mit
dem, "worum es auch noch geht" (dem nicht ausgesprochenen, weil
nicht bewussten Anteil). In privaten wie in beruflichen Beziehungen kann
es sich dabei z.B. um Widerstand, Rivalität, Ängste und dgl.
handeln.
Supervisionsaufstellungen
klären berufliche Fragestellungen jeder Art, wie z.B. Aufgabenverteilungen,
Projektarbeiten, Zielvorstellungen eines Unternehmens, Belastungssituationen,
hierarchische Unklarheiten u.a.m.
Herta Plattner 2024/i>
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